Was habe ich getan?


Einsam stehe ich hier oben.
Der Nachtwind weht durch mein Haar, während ich mich dem Mond zuwende.
Meine Hände verkrampfen sich an der Brüstung.


Es ist kalt, doch ich bewege mich nicht von der Stelle.
Den Blick wende ich nicht vom Himmel ab, jedoch wandern meine Gedanken immer wieder zu dir.

Ich habe dich gehen lassen.


Warum?

Ich schliesse für einen Moment meine Augen, erinnere mich an dein Gesicht.

An diesem Abend bist du zu mir gekommen.
Du warst nervös.
Immer wieder fuhr deine Hand durch dein braunes Haar, deine Augen huschten unsicher umher.


Ich fragte dich, was du wolltest.
Meine Stimme war so wie immer, meine Gefühle hinter der gleichgültigen Maske verborgen.


Wieder strich deine Hand durch dein Haar.
Ich habe dich noch nie so erlebt, um eine Antwort verlegen.
Dann sah ich, wie du kurz durchgeatmet hast und mit einigen Schritten auf mich zukamst.


Ich war wie erstarrt.
Was sollte das jetzt?
Niemand kam mir freiwillig so nahe.


Du hast deinen Blick gehoben, deine braunen Augen nahmen mich unfreiwillig gefangen.
"Ich...", begannst du, dann machtest du eine kurze Pause.


Mein Herz begann schneller zu schlagen.
Ich wusste, was du sagen wolltest.
Ich habe es in deinen Augen lesen können.

Es darf nicht sein!

Wieder dieser Blick, dann hast du sanft meine Hand genommen.
Ich stand wie erstarrt da, zu keiner Reaktion fähig.

Bitte, sag nichts!

"Ich..."

Nein, sei doch endlich still!

Sanft streichelte dein Daumen über meinen Handrücken.
Deine Berührung war so warm.
Schauer liefen durch meinen Körper.

Lass mich los!

Du hast deine Augen wieder mir zugewandt.
Ein kleines, scheues Lächeln war auf deinem Gesicht.

Ich fühlte, wie ich innerlich zu zerbrechen drohte.

Schau bitte weg!

Doch du hast mich weiter erbarmungslos mit deinem Blick bestraft.
Hast dir Mut gemacht.


"Ich..."
Deine Stimme war nur ein Flüstern.

Sei doch endlich still!

"Ich liebe Sie."

Du hast es gesagt...
Dein Blick war abwartend auf mich gerichtet.
Auf meine Antwort wartend.


Wie gerne würde ich dich jetzt einfach umarmen.
Dir zeigen, wie ich fühle.
Doch ich konnte nicht!


Ich wollte mir nicht wehtun.
Ich wollte dir nicht wehtun.
Doch ich habe beides geschafft.

"Verschwinde!"

Dieses Wort war nur ein Hauch, doch du hast es verstanden.
Das Funkeln in deinen Augen erlosch.
Dann sah ich die Tränen.
Du hast meine Hand losgelassen und den Kopf von mir abgewandt.


"Ich... Ich verstehe."
Deine Stimme zitterte und ein Beben ging durch deinen Körper.
Dann hast du mich alleine gelassen.

Bleib hier!

Eine Träne bahnte sich ihren Weg, ich hinderte sie nicht daran. 
Du hast mich verlassen.

Wieso habe ich das getan?

Immer noch stehe ich an der gleichen Stelle.
Kann nicht aufhören, an dich zu denken.
Es schmerzt.

Ich will dich wieder haben!

Doch ich bin selbst schuld, dass du nicht bei mir bist.

Hell scheint der Mond in mein Gesicht.
Er erinnert mich an dich.
Ich wende meinen Blick vom Himmel ab, sehe stattdessen hinunter in die Tiefe.


Ich könnte mich fallenlassen.
Einfach runterstürzen.
Doch es geht nicht, der Gedanke an dich hindert mich daran.


Ich werfe einen letzten Blick in den Himmel, dann drehe ich mich um und mache mich auf den Weg in meine Gemächer.
Wieder denke ich an dich.


_______________________



10 Jahre ist es jetzt her, seit ich dich durch die Tore von Hogwarts gehen liess.
10 Jahre, in denen ich immer an dich gedacht habe.
Jeden Tag.

Ich habe dich gehen lassen.

Morgens fühle ich mich schrecklich einsam.
Ich wache auf, doch du liegst nicht neben mir.
Im Unterricht fehlt dein Verstand.
Keiner kommt an dein Wissen heran.
Beim Mittagessen vermisse ich dein Lachen, das durch die Halle in mein Ohr gedrungen ist.
Abends vermisse die Nähe eines anderen Menschen.
Die Nähe von dir.
Sogar nachts schleichst du durch meine Träume.


Immer wieder sehe ich diese Situation auf dem Turm vor mir.
Du lässt mich selbst in meinen Träumen nicht vergessen.


Ich bin selbst schuld.


Wäre ich einmal in meinen Leben über meinen Schatten gesprungen.
Aber ich konnte nicht.
Ich hatte Angst.

Ich schliesse meine Augen, will mich jetzt nicht an diesen Abend erinnern.
Doch ich kann nicht verhindern, dass dein Gesicht vor mir erscheint.

Warum tust du das?
Warum quälst du mich nur so?


Ich versuche dich zu vergessen.
Versuche es immer wieder.
Aber es gelingt mir nicht.
Ob du mich vergessen hast?


Selbstverständlich hast du das.
Warum solltest du auch 10 Jahre damit verschwenden, einem Mann nachzutrauern, der dich abgewiesen hat?!
Noch dazu einem Mann wie mir?

Ich betrete den Turm und eine sanfte Brise weht mir ins Gesicht.
Ich schliesse für einen Moment meine Augen, geniesse einfach.


Als ich mich zur Brüstung begeben will, halte ich jedoch inne.
Da steht schon jemand.
Und es ist definitiv keine Schülerin.


Sie trägt keine Robe die erkennbar macht, welchem Haus sie angehört.
Weiche braune Locken liegen auf ihren Schultern.
Der Wind spielt leicht mit ihnen.

Sie erinnert mich an dich.

Das muss also die neue Lehrerin sein, von der Albus mir berichtete hat.


Warum ist sie schon hier?
Warum ist sie hier oben?


Sie scheint mich nicht bemerkt zu haben.
Ihr Blick ist in den Himmel gerichtet, den Mond betrachtend.

Dieselbe Position habe ich damals gehabt, als du gekommen bist.
Und auch als du gegangen bist.

Was habe ich getan?

Langsam gehe ich auf die Frau zu.
Immer noch spielt der Wind mit ihrem Haar.
Dem Haar, das mich so schmerzlich an deines erinnert.

Weshalb habe ich das nur getan?

Sie bemerkt mich immer noch nicht, doch sie bewegt sich.
Ihr Kopf sinkt in die Tiefe, ihr Blick ruht auf dem Gelände.
Ich höre sie leise seufzen.


Bereut sie den Entscheid, nach Hogwarts gekommen zu sein, um Lehrerin zu werden?
Ihre Stimme lässt mich schlagartig innehalten.


"Wieso, Severus?"
Es war nur ein leises Flüstern, doch ich habe jede Silbe verstanden.

Das kann nicht sein!

Woher kennt diese Frau meinen Namen?
Ich habe sie noch nie gesehen.
Bei ihrer Ankunft war ich nicht dabei.
Wie hat sie mich überhaupt erkannt?
Sie hat sich ja nicht einmal umgedreht.

Ich lasse meinen Blick noch einmal auf ihr ruhen.
Sie hat dein Haar und auch ihre Stimme ist deiner nicht unähnlich.

Kann das sein?

Ich räuspere mich vernehmlich, sehe wie ihr Körper zusammenzuckt bei diesem Geräusch.
Dann dreht sie sich herum.
Ihre Augen treffen auf meine und ich stolpere erschrocken einen Schritt zurück.

Du bist wieder hier!

"Severus..."
Deine Stimme bricht.


Tränen finden den Weg über dein wunderschönes Gesicht.
Das Gesicht, das ich glaubte nie wieder zu sehen.
Doch du wendest beschämt deinen Blick ab.

Schau mich an!

"Hermine...?"
Meine Stimme klingt ungewohnt weich, doch sie bewirkt, dass du dich mir wieder zuwendest.


Du siehst mich an und ich sehe den ganzen Schmerz, den ich dir angetan habe.
Wieder rollen Tränen über dein Gesicht, verlieren sich in der sanften Brise.


"Es tut mir leid!"

Bitte glaub mir!

Du kneifst deine Augen zusammen, wendest den Blick von mir ab.

Bitte sieh mich an!

"Weißt du, was du mir angetan hast?"
Deine Stimme zittert, ist es unterdrückter Zorn oder einfach nur Schmerz?

Ja, natürlich weiss ich das!

Ich lasse meine Schultern sinken und schliesse für einen kurzen Moment die Augen.
Ein betrübtes Seufzen entrinnt mir.


"Dasselbe, was ich auch mir angetan habe."


Dein Kopf wirbelt herum.
Immer noch funkeln deine Augen mich an.


Ich kann diesen Blick nicht ertragen, wende mich von dir ab.
Langsam gehe ich auf Tür zu, die mich ins Schloss führt.
Mein Arm ist ausgestreckt, um die Türe zu öffnen, als sich eine warme Hand darauf niederlegt.
Sanft drehst du mich zu dir herum.
Ich lasse es mit mir geschehen.

Warum quälst du mich noch so?

"Ist das wahr?"
Deine Stimme ist zögerlich.


Deine Augen sehen mich an, nehmen mich gefangen.
Ich nicke kaum merklich.
Was macht es denn noch für einen Unterschied?

Dann geschieht etwas, wovon ich schon die ganzen 10 Jahre träume.
Deine Augen strahlen mich voller Wärme an, ein Lächeln ist auf deinem Gesicht.


"Severus, ich habe dich nie vergessen. Nie... Ich konnte es einfach nicht!"
Wieder zittert deine Stimme, doch du hast deine Augen nicht von mir abgewandt.
Ich schliesse für einen kurzen Moment meine Augen, lasse diese Worte noch einmal auf mich wirken.

Endlich...

Ein leichtes Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich dich wieder ansehe.
Mich in deinen Augen hoffnungslos verliere.
"Hermine... Ich liebe dich!"

Endlich habe ich es gesagt!

Dann beuge ich mich herunter und küsse dich.
Die Zeit der Sehnsucht ist endlich vorbei...


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Ich möchte aber an dieser Stelle ganz klar festhalten, dass ich mit dieser Geschichte kein Geld verdiene!

Alle hier verwendeten Figuren sind Eigentum von J.K.Rowling.

Ich habe mir nur die Freiheit genommen, mit meinen eigenen Ideen etwas anderes zu gestalten. :) 



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