Verschmolzene Seelen


Sanft fallen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auf dein Gesicht.
Umspielen deine Schönheit, tanzen durch dein wundervolles lockiges Haar und lassen mich gebannt den Atem anhalten.


Wie habe ich es verdient, dich in diesen Moment beobachten zu dürfen?
Einem Augenblick, der so erfüllt ist von Frieden und Stille.


Nie hätte ich gedacht, dich einmal an meiner Seite zu wissen.
Zu spüren, dass du neben mir liegst.
Schon gar nicht, dass wir zusammen ein Bett teilen werden und doch tun wir dies jetzt schon seit vielen Jahren.
Und ich habe es niemals bereut, niemals.


Es ist einfach ein zu schönes Gefühl, morgens aufzuwachen und zu wissen, dass du neben mir liegst und ich deine Wärme spüren kann.
Und wenn du mir dann sanft den ersten Kuss des Tages auf die Lippen hauchst, kann ich in deinen Augen die Liebe erkennen.
Die Liebe zu einem Mann wie mir.


Eine Liebe, die niemand für möglich hielt.
Ich selbst habe daran gezweifelt.
Doch du hast mich vieles gelehrt.


Du hast mich gelehrt, dass mein Herz zu solchen Gefühlen noch fähig ist.
Du hast mich gelehrt, wie wertvoll diese Liebe ist.
Aber meine erste Lektion bestand darin, zu verstehen, dass du in allen Zeiten zu mir stehst.

Erinnerst du dich noch an den Moment, als du dich mit deinen Freunden gestritten hast?
Ich weiss es noch zu gut, denn es war der Augenblick, der mir gezeigt hat, dass es noch Menschen gibt, die mir vertrauen, auch wenn sie meine Geschichte kennen.

Mitten in den Gängen seid ihr gestanden.
Du, mit einem vor Zorn gerötetem Gesicht und deine beiden besten Freunde, die dich unsicher beobachten.


Jedes Wort, welches deine Lippen verlässt, erweckt bei mir den Eindruck, dass die beiden zu schrumpfen beginnen.
Doch deine Worte berühren mich auf eine seltsame Art und Weise, dringen bis in mein Innerstes vor.


Und in diesem Moment sehe ich die Frau in dir.
Nein, ich sehe die Frau, zu der du geworden bist.


Du hast mich schliesslich entdeckt, denn ich bin unweit von euch stehen geblieben, um euch zu beobachten.
Deine Züge werden augenblicklich weich, als sich unsere Augen begegnen und ein Lächeln lässt dein Gesicht erstrahlen.


In diesem kurzen Moment hat sich deine Seele meiner ein Stück genähert...

Eine sanfte Bewegung von dir reisst mich aus meinen Erinnerungen.
Ein Lächeln huscht über dein Gesicht, unterstreicht deine Schönheit.


Von was du wohl gerade träumen magst?


Dieses Lächeln, welches du mir jeden Tag schenkst und doch erinnert es mich in diesem Moment an den Abend bevor der Krieg begann.

Es ist dein Abschluss, dein letzter Abend auf dieser Schule.
Erinnerst du dich noch an unseren Tanz?


Albus war schuld.
Er tanzte mit dir, einige Male.


Plötzlich hat er mich in meiner bevorzugten Ecke entdeckt, in dem ich das Schauspiel des Abends verfolgt habe.
Er winkt mich zu sich und ich komme auf euch zu, das verdächtige Glitzern in den Augen des Direktors ist mir nicht entgangen.


Unsere Blicke begegnen sich und keiner von beiden weicht aus.
Nur kurz nehme ich wahr, wie Albus mit einem Lächeln davonschleicht.
Auch während des Tanzes halten wir den Blickkontakt.
Vielleicht, weil wir uns beide nicht von den Augen des jeweils anderen lösen können?


Hast du die Magie gespürt, die uns bei diesem Tanz umgeben hat?
Eine Magie, der wir uns nicht entziehen konnten.


Ich weiss nicht, wie lange wir schon so tanzten, als plötzlich ein Lächeln über dein Gesicht huschte.
Und in diesem Moment passierte es...
Unsere Seelen wurden eins.
Es war wie ein Blitz, der durch meinen Körper jagte.


Wie von selbst ziehen dich meine Hände unbemerkt näher an mich heran.
Wissend, dass dieser Moment zu kostbar ist, um verloren zu gehen.


Das Umfeld verschwimmt und die Musik rückt in den Hintergrund.
Ich sehe nur noch dich.


Noch nie nahm mich ein Tanz so gefangen.
Noch nie fühlte ich mich so eins mit meiner Tanzpartnerin.
Doch dann war alles vorbei, die Musik endete und somit auch der Zauber dieses wunderschönen Augenblicks.


"Dankeschön."
Ich kann deine Stimme hören, sanft und leise.

Ein Schmunzeln huscht über mein Gesicht, während meine Augen deinen Anblick in sich aufnehmen.
Ich weiss noch genau, was damals nach dem Tanz passiert ist...


Deine Lippen berühren kurz meine Wange, sanft wie ein Lufthauch.
Ich spüre deine Hand, die nach meiner greift, um sie einen Moment festzuhalten.

Dann... ein letzter Blick und ein Lächeln für mich und du hast dich umgedreht, bist stolz aus der Halle getreten.


Die Blicke der anderen Anwesenden haften bei jeden deiner Schritte auf deinem Rücken, doch du hast sie gekonnt ignoriert.


Du hast es damals gespürt, stimmts?
Du hast gewusst, dass es unser letzter Abend war?
Der letzte an dem wir beide wussten, dass der andere noch lebt.


Ich habe dich in dem Augenblick, in dem du die Tür hinter dir geschlossen hast, aus den Augen verloren.

Du runzelst kurz die Stirn, als du die Sonnenstrahlen auf deinem Gesicht spürst, doch deine Augen öffnen sich nicht und auch deine Atmung ist immer noch gleichmässig.

Der Krieg begann... und er war grausam.

Ich habe für das Gute gekämpft.


Ich war für die Sicherheit der Schüler verantwortlich, doch in all dem Getümmel verlor ich irgendwann den Überblick.
Immer wieder suchten meine Augen einen vertrauten Lockenkopf.
Aber ich habe erst viel später erfahren, dass du an der Seite deiner Freunde gewesen bist.
Eine mutige und zugleich törichte Handlung.


Doch ihr drei habt es geschafft!


Der dunkle Lord fand sein Ende und somit auch dieser grausame Krieg, der nicht wenige Opfer mit sich brachte.


Aber wo ward ihr?
Verschwunden, in den Moment, als der Kampf endete.
Keiner wusste, was geschehen war.


Seid ihr gestorben?
Möglich, doch man fand eure Leichen nicht.


Also suchte man überall nach euch.
Doch auch das ohne Erfolg.


Ihr bliebt verschwunden.


Ich hatte dich verloren.
Den Menschen, der sich mit meiner Seele verband.
Der mir die Hoffnung zeigte, wo noch keine war.


Ich vermisste dich, doch es brachte dich nicht zurück.


Ich weiss nicht mehr, wie lange ich im leeren Klassenzimmer gesessen bin und auf den Platz starrte, der 7 Jahre lang deiner gewesen war.
Ich erwischte mich, wie ich in der grossen Halle gedankenverloren zum Gryffindortisch starrte.


Nicht selten spürte ich in diesem Moment die tröstende Hand von Albus auf meiner Schulter.
Auch er wusste nicht, ob ihr noch lebt, noch wo ihr seid.


Wir versuchten alle, normal weiterzumachen.
Der Unterricht wurde nach den Ferien wieder aufgenommen und alles war wie zuvor.
Einige hatten mit diesem Vorgehen Mühe, doch die, die euch näher kannten, lernten zu verdrängen.


Auch ich gehörte dazu.
Ich lernte, dich aus meinen Gedanken zu bannen.
Lernte, mit den Gewissensbissen fertig zu werden.

Es ist gut, dass deine Augen noch geschlossen sind, weißt du das?
So kannst du nicht sehen, wie sich die Tränen in meinen Augen bilden.
Doch sie freizulassen, dass wage ich nicht.


Dann kam der Moment, in dem all die verdrängten Gefühle wieder hochkamen.
Der Moment, der mir sagte, dass mein Herz schon immer die Wahrheit gesprochen hatte.

Ich unterrichte gerade die Abschlussklasse unter der sich auch Ginny Weasley befindet.
Damals deine beste Freundin.


Dein Verlust war schwer für sie, aber sie hat es wie ich geschafft, zu verdrängen.
Doch ihr Lachen erklang nur noch selten und wenn, dann klang es meist gekünstelt.


Es klopft.
Ehe ich antworten kann, gleitet die Tür langsam auf.


Ich will gerade den Mund aufmachen, um den dringenden Grund der Störung zu erfahren, als ich innehalte.
Die Gestalt vor der Tür ist dick in einen zerrissenen Umhang gekleidet, die Kapuze dicht mit Schnee bedeckt, der langsam zu schmelzen beginnt.
Mit einer geschmeidigen Bewegung zieht der Besucher sich die Kapuze herunter und seine Augen suchen meinen Blick.


Erschrocken taumel ich einige Schritt zurück, stosse dabei an meine Schreibtisch, was zur Folge hat, dass mein Tintenfass klirrend auf dem Boden zerspringt.
Einige Schüler wenden sich verwirrt zu mir um, werden dann jedoch von einem Schrei abgelenkt.


Ginny Weasley durchquert hastig den Kerker und ich sehe die Tränen, die ihr Gesicht benetzen.
Schluchzend wirft sie sich der Gestalt um den Hals.
"Du lebst...", murmelt sie immer wieder, beinahe wie ein Singsang.

Meine Augen ruhen auf dir.
Erneut betrachte ich gebannt das Lichtspiel der Sonne in deinem Haar.
Meine Finger umfassen eine Strähne, die dir ins Gesicht gefallen ist und streichen sie vorsichtig beiseite.


Du lächelst.

Niemals werde ich vergessen, was damals geschehen ist, als du zurückgekommen bist.


Ich bin wie erstarrt, darauf wartend, dass dieser Traum sein Ende findet.
Doch das Ende kommt nicht.


Ginny lässt dich schliesslich los, immer noch laufen Tränen über ihr Gesicht.
Hat sie gespürt, dass deine Aufmerksamkeit nun nicht mehr ihr gilt?


Zögernd trete ich einen Schritt auf dich zu, du tust dasselbe.
Wir treffen uns in der Mitte des Raumes, auf dem ganzen Weg weichen unsere Augen nicht voneinander.


Meine Hand streicht über deine Wange.
Ich will fühlen, dass du wirklich kein Traum bist.
Warme Tränen nässen meine Finger, doch ich sehe die Wärme in deinen Augen.
Es ist dieselbe, wie damals, als du gingst.


Um uns setzt ein Flüstern ein, doch es stört mich nicht.
Dein Gesicht kommt dem meinem immer näher und als unsere Lippen sich berühren, wird es schlagartig still.
Doch ich merke es nicht.


Ich werde von einem bekannten Gefühl durchströmt.
Eines, das mir sagt, dass unsere Seelen bei diesem Kuss erneut zu Einem verschmolzen sind.

Deine Hand wandert tastend über das Laken und als sie nicht findet, was sie sucht, öffnest du deine Augen.
Unsere Blicke begegnen sich und die intensive Wärme deiner Augen bildet eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.


Weißt du eigentlich, wie schön du in solchen Momenten bist?

Wie begehrenswert?


Erneut lächelst du dieses wunderbare Lächeln und ich kann nicht anders, als es zu erwidern.


"Es ist kalt ohne dich, Severus.", flüsterst du leise und deine Hand zeigt einladend auf den leeren Platz neben dir.


Ich erhebe mich langsam vom Stuhl, auf dem ich die ganze Zeit gesessen bin und lasse mich neben dir aufs Bett gleiten.
Zärtlich ziehst du mich zu dir herüber und vereinst unsere Lippen in einem nicht enden wollenden Kuss.


Du hast mir nie erzählt, was damals mit euch Drei passiert ist.
Aber es soll dein Geheimnis bleiben.


Ich habe dich wieder und das ist alles, was für mich noch zählt.


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Ich möchte aber an dieser Stelle ganz klar festhalten, dass ich mit dieser Geschichte kein Geld verdiene!

Alle hier verwendeten Figuren sind Eigentum von J.K.Rowling.

Ich habe mir nur die Freiheit genommen, mit meinen eigenen Ideen etwas anderes zu gestalten. :) 



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