Abschied?


Ich stehe an der gleichen Stelle wie damals.
Sanft weht der Wind durch mein Haar, beinahe wie ein Streicheln.
Es ist, als würde ich deine Berührung auf meiner Wange fühlen.
Ich kann deine sanfte Umarmung spüren, genau wie damals.
Nur warst du damals an meiner Seite.

Erinnerst du dich?

Ich bin am See gesessen und habe geweint.
Geweint, um Lasten auf meinem Herzen los zu werden.
Lasten, die in diesem Moment einfach zuviel wurden.


Die Ruhe des Sees half mir.
Still hörte er mir zu, als ich ihm von meinen Sorgen erzählte.
Nicht ein Mal hat er mich unterbrochen.
Er tröstete mich mit seinem sanften Rauschen, wenn seine Wellen über das Ufer schlugen.


Lange Zeit sass ich einfach nur da und liess die Umgebung auf mich wirken.
Doch ich wurde jäh von einem Geräusch hinter mir aus meinen Gedanken gerissen.
Als ich mich umdrehte, erkannte ich die Gestalt.
Du bist im Schatten der Bäume gestanden und dein Blick war auf mich gerichtet.

Wie lange warst du schon dort?
Wie lange hattest du mich schon beobachtet?

Ich wollte es gar nicht wissen!
Mein Blick streifte dich noch einmal flüchtig, dann drehte ich mich wieder herum und starrte erneut auf den See hinaus.


Wieder hörte ich das beruhigende Geräusch des Wassers.
Liess es erneut auf mich wirken.


Plötzlich habe ich eine Bewegung neben mir wahrgenommen.
Du bist neben mir zu Boden geglitten, deinen Blick auf den Horizont der Nacht gerichtet.
Ich dachte, du wärst wieder gegangen.

Was wolltest du von mir?
Wolltest du mich bestrafen?

Aber dann hättest du dich sicher nicht neben mich gesetzt!

Was wolltest du dann?

Fragend habe ich dich angesehen und du hast meinen Blick erwidert.
Doch ich konnte ihn nicht richtig deuten.
Er war mir fremd.


Denn deine Augen waren nicht wie sonst, kalt und unnahbar.
Sie waren beinahe sanft.

Warum?

Doch du hast dich wieder abgewendet, ehe ich wirklich darüber nachdenken konnte.


Mein Blick wanderte wieder zum See und wieder kamen all die Empfindungen hoch.

Die Gefühle, nicht verstanden zu werden.


Wieder rannen Tränen über mein Gesicht, benetzten meinen ohnehin schon feuchten Umhang.
Eine warme Hand strich über meinen Rücken, tröstete mich.
Dann hast du mich wortlos in deine Arme gezogen.
Hast mich umschlungen und sanft an deinen Körper gedrückt.


Und in diesem Moment löste sich etwas in mir.
Ich schluchzte auf, zitterte am ganzen Körper.
Die Tränen wollten nicht aufhören zu fliessen.


Beruhigend strich deine Hand immer wieder über mein Haar.
Und in diesem Moment war ich einfach nur froh, dass du da warst.

Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich meinen Blick auf das Gras zu meinen Füssen richte.

Weißt du, wie lange wir so dagesessen sind?

Ich hatte das Gefühl für die Zeit verloren, wollte einfach nur diesen Moment geniessen.
Fremd und ungewohnt.
Trotzdem lag etwas Vertrautes darin und das, obwohl wir uns noch nie so nahe gekommen waren.


Ich wollte diesen Augenblick nicht zerstören, doch irgendetwas in mir zwang mich, den Kopf zu heben.
Meine Augen trafen auf deine und ich konnte mich nicht mehr davon lösen.


Deine Maske war verschwunden und deine Augen strahlten eine Wärme aus, die mich in ihren Bann zog.
Ich konnte spüren, wie deine Hand über meine Wange strich und die letzten Spuren meiner Tränen beseitigte.
Eine zärtliche Geste, die meinen Herzschlag beschleunigte.

War das alles nur ein Traum?

Dein Gesicht kam immer näher, ich konnte deinen Atem spüren.

Das musste einfach ein Traum sein!

Deine Lippen trafen meinen Mund, vorsichtig und zärtlich.

Es war ein wunderbarer Traum!

Ich schloss meine Augen und gab mich diesem wundervollen Gefühl hin, dass sich in meinem Körper auszubreiten begann.

Mein Blick fällt auf die Wasseroberfläche, der Mond spiegelt sich darin.
Stille Tränen benetzen die Erde unter meinen Füssen.


Sanft hast du den Kuss gelöst, deine Augen für einen kurzen Moment geschlossen.
Dann bist du aufgestanden.

Hast du es bereut?

Ich wagte einen Blick in deine Augen, doch du bist mir ausgewichen.
Jedoch nicht schnell genug.
Ich sah die Traurigkeit.


Doch dann war deine Maskerade wieder da.
Kalt und unnahbar.


Ich war verwirrt.

Was sollte das jetzt?

Doch du hast dich einfach umgedreht und bist gegangen.
Und seither haben wir dich nicht mehr wieder gesehen.
Aber heute weiss ich, was damals war.

Es war dein Abschied, stimmt's?

Mein Blick wandert und bleibt an einigen Grabsteinen in der Nähe des Waldes hängen.
Dort ruhen die Opfer des Krieges.
Eines Krieges, den die Seite des Lichts gewann, doch nicht ohne ihren Preis.


Einige mussten ihr Leben dafür geben.
Wenige und doch waren es diese Wenigen zuviel.


Ich weiss nicht, ob du unter ihnen bist.
Keiner weiss es!
Seit fünf Jahren leben wir in Ungewissheit.


Warum?

Jeden Abend komme ich hier zum See herunter.
Manchmal in Begleitung von Albus oder meinen Freunden, aber meist bin ich allein.


Jeden Abend hoffe ich auf deine Rückkehr.
Ich könnte deinen Tod nicht akzeptieren.
Und jedes Mal bricht ein kleiner Teil dieser Hoffnung ab, wenn ich ohne dich ins Schloss zurückkehre.


Ich bin deine Nachfolgerin geworden.
Albus hielt es für das Beste.
Doch es bricht mir das Herz, wenn ich in deinem Klassenzimmer stehe, um zu unterrichten.

Alles erinnert mich an dich.
Sogar wenn ich meine Schüler anschnauze, sehe ich die Momente vor mir, in denen du dasselbe getan hast.

Ein Knacken hinter mir lässt mich zusammenfahren.
Doch ich drehe mich nicht um.
Ich weiss, dass es Albus ist.
Er sorgt sich um mich.

Aber diese Fürsorge kann die Leere nicht füllen, die du hinterlassen hast.


Ich habe dich geliebt, schon viel zu lange.

Und ich liebe dich immer noch!
Doch du bist einfach gegangen und hast mich in dieser Ungewissheit zurückgelassen.

Wütend bücke ich mich, greife nach einigen Steinen, die unschuldig herumliegen.
Einer nach dem anderen wird Opfer meiner Wut.
Landet mit einem lauten Platschen auf der Wasseroberfläche, um dann unterzugehen.


Ich hole aus, in der Absicht, den letzten Stein den anderen folgen zu lassen, als sich eine Hand um mein Handgelenk schliesst.
Ich gebe nach, lasse meinen Arm sinken.
Die Hand lässt mich los und ich sinke kraftlos zu Boden.


Mein Kopf fällt in meine Hände und wieder rinnen Tränen über mein Gesicht.

Warum?

Eine Hand legt sich auf meinen Rücken, streicht beruhigend auf und ab.
Dann werde ich in eine Umarmung gezogen.
Dieser Moment, diese Gesten sind bekannt.


Aber das kann nicht sein!

Sanft löse ich mich und blicke in nur zu bekannte Augen.

Nein, dass muss ein Traum sein!
Du kannst nicht hier sein.

Ungläubig wandert meine Hand zu deinem Gesicht.
Ertastet deine warme weiche Haut.
Erfühlt deine Nase, deinen Mund.


Du lebst!

Wieder suchen sich die Tränen ihren Weg, benetzen deinen Umhang, als du mich wieder an dich drückst.
Beruhigend flüstert deine Stimme in mein Ohr.


Wie lange habe ich deine Worte vermisst!
Ich drücke dich an mich, denn ich will nicht, dass du wieder gehst!


Lange sitzen wir so da, nur das Rauschen des Wassers ist zu hören.
Irgendwann sucht deine Hand mein Kinn, hebt es hoch.
Unsere Lippen finden sich.
Zärtlich und voller Sehnsucht.


Und dieses Mal unterbricht keiner von uns diesen Kuss...


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Ich möchte aber an dieser Stelle ganz klar festhalten, dass ich mit dieser Geschichte kein Geld verdiene!

Alle hier verwendeten Figuren sind Eigentum von J.K.Rowling.

Ich habe mir nur die Freiheit genommen, mit meinen eigenen Ideen etwas anderes zu gestalten. :) 



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